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¡Adiós! Café Comercial


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¿Como nos enteramos de la crisis? Viendo políticos en la tele haciendo discursos, poniendo caras importantes; viendo otros o los mismos politicos entrando en la corte, acompañados por una manada de abogados y rodeados por otra manada de periodistas; tal vez viendo de vez en cuando una manifestación de algunas cientas de personas gritando su desesperación al aire. No nos enteramos de la crisis. No vemos las angustias de un padre al regresar a casa explicando a su familia que acaba de haber perdido su puesto, no vemos las casas de las familias pobres en los suburbios llenas de niños y ancianos durmiendo en un solo cuarto, tal vez de vez en cuando vemos a una señora devolviendo un pedazo de mantequilla en la caja del supermercado por que el dinero no le basta…

Normalmente no nos enteramos de la crisis. Cuando queremos tomar el café de la mañana en nuestro rincón preferido, y la puerta esta cerrada, si nos enteramos de la crisis.

En la rotonda de Bilbao en Madrid, el día 27 de julio al mediodía: los camareros del Café Comercial – ya sin uniforme – expresando sus emociones a la prensa.

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Jogi hat sich verzockt oder die überirdischen Gründe einer Niederlage


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Nun ist es spätestens seit El Padrino quasi Allgemeingut, dass Italiener die besseren Zocker seien. Und auch die italienische Mannschaft läuft ja regelmässig dann zu Höchstform auf, wenn ihr Fussballsystem von einem veritablen Korruptionsskandal gebeutelt wird. Zuletzt wurde sie – als Spielverderber des Sommermärchens – 2006 in einer vergleichbaren Situation Weltmeister. Es gibt also übergeordnete Zusammenhänge im Fussball, die es zu beachten gilt. Nicht umsonst ist „Magier“ Jogi Löw, noch bevor er sich ans Zocken bei der Mannschaftsaufstellung machte, ja auch der Versuchung unterlegen, sich als Weissager profilieren zu wollen beziehungsweise sich in einer vergleichbaren Pose ablichten zu lassen. Wer den Schaden hat…

Doch bevor wir weiter in esoterischen Zusammenhängen forschen, sollten wir die irdischen Fakten beleuchten:

Den besten Gedanken für eine profane Deutung des deutschen Debakels im Halbfinale von Warschau lieferte ausgerechnet der sehr erdverbundene Miroslav „Air“ Klose: Auf die Frage eines Journalisten, ob der Korruptionsskandal der italienischen Mannschaft schaden könne, hatte er sinngemäss geantwortet, dass die Deutschen eher diejenigen seien, die immer der Obrigkeit vertrauten, während die familienverbundenen Italiener in einer solchen Situation als Mannschaft eher zusammenrücken würden. Damit hat er indirekt die Dynamik angesprochen, die es in einem solchen Turnier gibt: Die letztlich erfolgreiche Mannschaft wächst zusammen. Deutschland hatte aufgrund dieser Charakteristik bis heute den Ruf, eine Turniermannschaft zu sein, sogar in Zeiten der Rumpelfussballer konnten sie, mit diversen Sekundärtugenden ausgestattet, fehlende fussballerische Klasse kompensieren. Bis der Prozess des Teambuildings (der ersten 11) abgeschlossen ist, sind Wechsel erlaubt, aber spätestens im Halbfinale eines solchen Turniers wird die Luft so dünn, dass man sich keine Fehler mehr erlauben darf. Dieser Prozess schien mit dem Viertelfinalspiel gegen Griechenland abgeschlossen zu sein. Die jungen kreativen Wilden Reus und Schürrle durften auf den Aussenpositionen den technisch versierten Tempofussball bieten, für den Löws Multi-Kulti-Truppe in den vergangenen zwei Jahren stand. „Die eigenen Stärken in den Vordergrund stellen“ und „sich nicht das Spiel des Gegners aufzwingen lassen“, lautete die Devise, die nach ordentlichem, aber vergleichbar mit den Möglichkeiten dieser Mannschaft doch eher durchwachsenem Beginn und mit eher statisch agierenden Spielern wie Podolski und Gomez korrigiert wurde. Nach dem Dänemarkspiel war der Gedanke kursiert, dass eine Hereinnahme von Klose, Reus und Co. der deutschen Mannschaft wieder zu dem Spiel zurück verhelfen würde, das ihr so grossen Respekt in der Rundlederwelt eingebracht hatte. Löw hatte gelernt. Hatte er?

Und führe mich nicht in Versuchung

Jogi verriet, als er der Versuchung erlag, seine eigenen Prinzipien. Hatte er urplötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen, so kurz vor dem Ziel? Oder war es die Eitelkeit eines sich mittlerweile unfehlbar wähnenden Magiers, der glaubte, sein Personal beliebig auswechseln zu können? Oder war es nur klassischer Fall von „Übercoaching“? 2006 war der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage geringer als diesmal. Die italienische Mannschaft spielte taktisch clever und technisch versiert wie immer, während der deutschen Mannschaft mit einem Tag Pause weniger noch die Verlängerung gegen Argentinien in den Knochen steckte. Am Schluss fehlte das berühmte Prozent, als ein tödlicher Pass von Pirlo in die Schnittstelle der Abwehr verhinderte, dass sich die auf dem Zahnfleisch laufende deutsche Mannschaft ins Elfmeterschiessen würde retten können. Sechs Jahre später bei der vermeintlichen Revanche wirkte die deutsche Mannschaft seltsam verunsichert. Hatte man sich zu sehr mit dem Maulwurf im Trainingscamp beschäftigt, anstelle die eigenen Stärken zu betonen? Als ich die Mannschaftsaufstellung sah, ahnte ich, das wird heute nichts. Als ich die Italiener beim Singen der Nationalhymne sah, bekam ich die Bestätigung geliefert. Der Rest war Formsache.

Trotzdem wäre es natürlich übertrieben, den Bundestrainer jetzt in typisch deutscher Aufgeregtheit aus dem La(e)nd(le) jagen zu wollen. Er hat nach einer grossen Entwicklungsleistung in Sachen Qualität des deutschen Fussballs bei einem Turnier einen etwas zu grossen Fehler begangen, um auf diesem Niveau erfolgreich zu sein. Er mag sich damit trösten, dass grössere Zusammenhänge dennoch eine Rolle spielen, auch wenn ihm die Lust, sich als Magier betätigen zu wollen, für die Zukunft vergangen sein dürfte:

Beweis gefällig? Deutsche Fussballsiege bei grossen Turnieren sind bisher immer von wichtigen politischen Ereignissen begleitet worden:

– Das Wunder von Bern 1954: „Wir sind wieder wer…“
– WM-Sieg 1974 in Deutschland: Rücktritt Willy Brandt’s, der den Anfang vom Ende der sozialliberalen Koalition darstellte, die dann zeitverzögert 1982 ihren Geist aufgab und von der so genannten „geistig moralischen Wende“ (in Fussballsprache übersetzt heisst das: „die Zeit der Rumpelfussballer“) abgelöst wurde.
– Weltmeister bei Italia 90: Wiedervereinigung („Wir sind wieder wer, part II“)

Die alles entscheidende Frage lautet nun: Was wäre geschehen, wenn sich Angie Merkel parallel zum Halbfinale auf dem €-Rettungsgipfel gegen Monti und Rajoy durchgesetzt hätte? Würden dann auch Italien und Spanien im Finale stehen? Das weiss nur: El Fantasma del Pulpo Paul…

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Lissabon – Stadt des Fado, der Saudade und der Toleranz


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Eine Fotogeschichte.

Es ist eine besondere Atmosphäre, die diese Stadt prägt. Ich weiß nicht, ob ich sie mit dem Klischee beladenen Begriff „Saudade“ beschreiben würde. Eher freundlich, voller offensichtlicher, aber auch viel verborgener Schönheit und Charakter. Für einen Fotografen eine Fundgrube schönster und zum Teil anachronistischer Details.

Und doch spielt die melancholische Ausdrucksform des Fado natürlich eine Rolle, will man dem Charakter der Stadt auf die Spur kommen. In der Tasca do Jaime in der Rua da Graça singen Freunde, Familie und Nachbarn, noch ohne von Touristengruppen dabei gestört zu werden.

Die Schönheit der Stadt und ihrer Menschen wird auch in diesem hingebungsvollen Gesang widergespiegelt, der mitnichten immer traurig sein muss. „Saudade“ – ein Lebensgefühl? Eine gängige Definition spricht von der Kombination von Verlust und tiefer Trauer – so muss es gewesen sein, nachdem Portugal sein Heimspiel im Finale der Europameisterschaft 2004 gegen Griechenland verloren hatte. Aber herrschte nicht auch in Bayern vor kurzem kollektive Saudade, nachdem die Fußballer des FC Chelsea bewiesen hatten, dass Engländer in Ausnahmefällen doch Elfmeter schießen können? Einfacher wird es, wenn wir Saudade schlicht mit „tiefer Sehnsucht“ umschreiben.

Wo Schönheit herrscht, existiert auch die Kehrseite. Diese Feststellung ist zwar banal, in Lissabon wird sie dem Besucher auf seinem Stadtrundgang dennoch permanent vor Augen geführt. Romantische Stadtansichten sind für das touristische Auge eine legitime Perspektive, eine unausweichliche sind Bilder der Armut in einem von der Wirtschaftskrise gebeutelten Land.

A Ginjinha …

Den Unterschied zwischen morbidem Charme und touristisch aufgesetztem Anachronismus erkennt man am besten bei einer Fahrt mit dem traditionellen „Elevador“.

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¡Que vivan los toros!


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Der heutige Tag ist ein historischer Tag in Spanien. In Katalonien fand die letzte Corrida statt
(Ausdruck politischen Unabhängigkeitsgefühls einer parlamentarischen Mehrheit).
Anschliessend schlossen sich die Tore der Stierkampfarena Barcelonas für immer.
Die Verfechter des Stierkampfes gingen auf die Barrikaden und skandierten: „Que vivan los toros!“
(„Es leben die Stiere“ – gemeint war der Stierkampf). Welche Freud´sche Fehlleistung:
Es leben einige Stiere jetzt länger …

Las Ventas / Madrid – Foto: Michael Höfig.
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Herr B. oder die Rettung des Gallischen Dorfes


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„uns kommt nur die Komödie bei“
Friedrich Dürrenmatt




I.

Lehrer A., als sogenannte „Auslandsdienstlehrkraft“ an einen dieser exotischen Orte in einer so genannten Bananenrepublik „entsandt“, konnte mal wieder nicht einschlafen. Der Grund war nicht etwa latentes Heimweh, sondern – im Gegensatz zu den Genüssen der unerreichbar entfernt scheinenden Heimat – in der unmittelbar unerträglichen Nähe in Person eines klassischen Latino-Machos auszumachen: Der Nachbar feierte mal wieder eine seiner Salsa-Fiestas bis zum Hahnenschrei. „Dem werde ich’s zeigen!“ sagte sich A., nach monatelangem Martyrium mit der Geduld am Ende, und holte am darauf folgenden Montag, frühmorgens um fünf, seine Trompete aus dem Schrank. Nach dem Abspielen der Deutschen Nationalhymne intonierte er in Anwendung seines europäischen Bewusstseins auch noch die Marseillaise, zwar nur in der Beatles-Version, dafür aber mit einem enthusiastischen „love-love-liebevollen“ Crescendo. Dann legte er sich, zufrieden ob des gelungenen Überraschungscoups, wieder zum frühmorgendlichen Tiefschlaf nieder, wohl wissend, dass er an diesem Tage erst zur dritten Stunde einen Lückentext zu beaufsichtigen hatte. Wie überrascht war er dann, als in aller Herrgottsfrühe das Telefon klingelte und der Nachbar ihm mit ehrlich enthusiastischer Stimme zu dem herrlichen Konzerte gratulierte und ihn einlud, dieses auf einer seiner nächsten Fiestas vor Publikum zu wiederholen …

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Land des Feuers oder die Entmythologisierung des Südens


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„Sie war in diesem Boden nicht verankert. Sie lebte grundlos an der Oberfläche. Ein Wind genügte. Sie war weniger als ein Strohhalm.“

aus: Arnold Stadler, Feuerland. Salzburg und Wien 1992, S. 148
Es heißt, die Mexikaner stammen von den Mayas ab, die Peruaner von den Inkas: Vor tausenden von Jahren über die Behringstraße in den südamerikanischen Busch gewandert. Die Argentinier entstammen den Schiffen…

„Mit dem nächst möglichen Schiff wurdest du aufs Meer hinaus geschafft. Eines Morgens (ich übergehe, dass du unterwegs in Seenot warst) erwachtest du im Hafen von Buenos Aires. Du lerntest Spanisch. Die ersten Worte konntest du schon in Russland. Nach drei Wochen hat man dir eine Gegend auf der Karte gezeigt, die du bis dahin nicht einmal dem Namen nach gekannt hattest. Dahin bist du gefahren, um dort den Rest deines Lebens zu verbringen. Einverstanden? Die Schafe beißen nicht, die Gauchos sprechen nicht; und es ist heiß und kalt, alles fast wie zu Hause.“

aus: Feuerland, S. 58

Und dies nicht nur in Patagonien. Als ich Arnold Stadlers Büchnerpreis gekröntes Werk zum ersten Mal las, dachte ich: Alles fast wie in Misiones, Eldorado. Dort gibt es eine Deutsche Schule. Die Hindenburgschule. Einer jener anachronistisch anmutenden Orte, von denen es am südlichen Ende der Welt mehr gibt, als in jeder anderen Gegend auf unserem Globus. Ihr Name irritiert. Nichts vom alten Reichsadler. Als die Schule gegründet wurde, überwies der damalige Reichskanzler Hindenburg eine kleine Spende. Grund genug, die Schule nach seinem Namen zu benennen. Ich stieß auf die Hindenburgschule, weil ich dort im Dreiländereck im Norden Argentiniens zwischen Brasilien und Paraguay Prüfungen zum deutschen Sprachdiplom der KMK abnehmen sollte. Das subtropische Eldorado, Synonym für Träume und Alpträume, Hoffnungen und Enttäuschungen, ist die Heimat vieler deutscher Einwanderer. Im benachbarten Montecarlo wird man im Bäckerladen mit „Grüß Gott“ begrüßt.

„Grüss Gott! — Vom ganzen Wilhelminischen Seeimperium blieb einzig das kleine Grüss Gott!“

aus: Feuerland, S. 37

Heute leidet diese Region an nahezu unüberwindbaren wirtschaftlichen Problemen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 50%, die Jugendlichen verlassen ihre Heimat in Scharen, diejenigen, die noch ein Anrecht auf einen europäischen Pass haben, gehen in das Land ihrer Vorväter zurück.

Mit meinen Schülern von der Pestalozzi-Schule in Buenos Aires besuchte ich Eldorado. Argentinische Landeskunde mit deutschen Immigranten. Dabei sind Reportagen entstanden wie „Ich glaube es gab in Eldorado keine Frau, die nicht geweint hat“,- „starke Frauen der Kolonie“ oder „Ureinwohner am Rande der Straße“

Ich glaube es gab in Eldorado keine Frau die nicht geweint hat. Es war einfach zu schwer. Und der Himmel ist grau. Die Stunde geht weiter. Auf dem Sofa war es prima. Die Stimme ändert sich noch mal. Es ist wie eine Geschichte, die die Großmutter immer wieder erzählt. Ganz interessant. Mein Kassettenrecorder. Das rote Licht. Er funktioniert. Die Stimme ganz leise. Es regnet weiter. Es wird nie aufhören.“ (Lucia Alfonso. 11. Klasse Pestalozzi-Schule)

Die Pestalozzi-Schule wurde 1934 im Stadtteil Belgrano gegründet. Ihr Grundgedanke war es, ihren Schülern ein Ort freier, demokratischer, konfessionell ungebundener Erziehung und humanistisch orientierter Bildung zu sein, eine Pädagogik, der sich die Schule auch heute noch verpflichtet fühlt. Die Bedeutung der Schule als Asyl und neue Heimat für Flüchtlinge vor dem Nazi-Regime und ihre konsequente Haltung im antifaschistischen Widerstand machten die Pestalozzi-Schule in dieser Zeit weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Glückwünsche von Albert Einstein und Sigmund Freud zur Gründung der Schule sind bleibende Zeitdokumente.

Im September 1936 besuchte Stefan Zweig während eines Aufenthalts in Buenos Aires die Schule in Belgrano. Am Ende seiner berühmten Schallplatten-Rede sprach er zu den Schülern die Sätze: „Freut Euch darum, dass Ihr so jung seid, und liebt die Schule, die Euch ins Leben führt, liebt das Leben selbst und liebt Euch, einer den anderen.“ Heute ist die Pestalozzi-Schule eine der angesehensten Privatschulen in Argentinien.

Am 4. Mai 2001 besucht Arnold Stadler die Pestalozzi-Schule. Mit den Schülern der inzwischen dritten Generation spricht er über die Begriffe „Heimat“ und „Fernweh“. Und die „Portenos“, wie die Bewohner von Buenos Aires genannt werden, viele von ihnen die Enkel von Großeltern, die Deutschland nicht freiwillig verlassen hatten, lesen und hören von Auswandererschicksalen einer auch für sie gänzlich anderen Welt, der Welt des Südens, 3000 km von der Hauptstadt entfernt.

„Auswanderer! Dein Bild ist blass geworden. Dein Blut versickert nun anderswo. Dein Blut. Aber auch als Du noch mitten unter uns warst, haben wir nur aus Verlegenheit hinter Dir hergewinkt und hergeweint. Wir wussten nicht, was wir Dir zum Abschied sagen sollten. Der Chor sang Nun ade, du mein lieb Heimatland und blieb zurück. Der Auswanderer blieb fort.“

aus: Feuerland, S. 13

Nach der Lesung aus „Feuerland“ sagt Stadler: „Dies war die schlimmste Lesung in meinem Leben“. Walser wird zitiert: In Schulen und Gefängnissen sollte man keine Lesungen abhalten.

Was war passiert?

Die Nachkommen der Immigranten sind zwar Deutsch(als Fremdsprache)–Lerner, sind aber keine Deutsch-Leser. Verzweifelt las der Autor gegen achtzig zumeist passiv dasitzende argentinische Schüler an, die sich das Dargebotene freundlich anhörten, – ihre Lebenswelt erreichte der Text indes nicht mehr. Ein Problem, dem sich auch der Deutschlehrer täglich stellen muss. Die Enkel der Immigranten sind uns fremd geworden.

„- Grenze, dazu konnte ich mir meine Grenzen denken. Ich hatte ja gleich mehrere Grenzen zur Verfügung.“

aus: Feuerland, S. 12

Einige Tage zuvor: Auf dem argentinischen Deutschlehrerkongress und auf der internationalen Buchmesse von Buenos Aires erfährt das auf der baden-württembergischen Akademie Comburg erprobte Modell „Lehrer im Gespräch mit Schriftstellern“ seine Landesuraufführung. Egon Gramer weist in das Werk Stadlers ein, Bezüge zu Bruce Chatwin werden mit argentinischen Deutschlehrern und einigen DAAD-Lektoren erörtert.

„Ich erzählte ihm, dass meine Onkel Nueva Alemania gegründet hatten, nach dem Ersten Krieg in Pico Grande umgetauft. Ich erzählte von Wilson und Evans, den Banditen, damals in ganz Amerika gesucht und wenig später auf unserem Grundstück begraben. Das Grab habe ich ihm freilich nicht gezeigt. Chatwin hat einfach die Stelle photographiert, wo ich meinen Lieblingshund bestattete! Und das Bild kam als Banditengrab in sein Buch. Bueno, sagte ich.“

aus: Feuerland, S. 120

Literarische Spurensuche im Süden. Jeder spinnt sich seine eigene Pico-Grande-Welt zurecht. Chatwin kann Stadlers Vorwurf der literarischen Hochstapelei nicht mehr begegnen. Sein Werk ist trotzdem ein Klassiker der Reiseliteratur geworden.

„Niemand würde auf den Gedanken kommen, eine Atombombe auf Patagonien abzuwerfen, sagte er.“ aus: Bruce Chatwin, In Patagonien. Rowohlt TB S. 90

„Lehrer im Gespräch mit Schriftstellern“. Ein Konzept, welches dann auch für Schüler lebendig werden kann, wenn die Zusammenhänge anschließend vor Ort durch handlungsorientierte Unterrichtskonzepte vermittelt werden. Ausgerüstet mit dem Sudelbuch wollten wir mit den Pestalozzi-Schülern dieser Tage wieder nach Misiones fahren. Und Arnold Stadler anschließend einen Brief schreiben: „Danke für die schwerste Lesung Ihres Lebens.“ Die literarische Reise fiel der argentinischen Wirtschaftskrise zum Opfer. Auch eine Art Entmythologisierung.

„Y esas ganas tremendas de llorar

que a veces nos inundan sin razón,

y el trago de licor que obliga a recordar

si el alma está en orsai,

che, bandoneon.“

Tangotext *) von Homero Manzi

*) und diese riesige Lust zu weinen, die uns manchmal grundlos das Herz ertränkt,

und der Schnaps der zur Erinnerung zwingt, ob die Seele im Abseits steht.

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veröffentlichte Version: „Über literarische – und Lebenswelten im Land, wo der Süden endet“, in: Jahrbuch des Auslandsschulwesens 2001, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (Hrsg.), Köln. Universum Verlagsanstalt GmbH KG, Taunusstrasse 54, D-65183 Wiesbaden

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16. januar


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